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1. Theil 3 - S. 43

1880 - Stuttgart : Heitz
Schmalkaldischer Krieg. 43 ein thätiger, verständiger Mann, der wohl einsah, daß es ohne Krieg nicht abgehen würde, und daß es am vorteilhaftesten wäre, schnell anzugreifen, ehe sich der Kaiser völlig gerüstet hätte. Aber dazu war Johann nicht zu bringen, und er glaubte, wie alle beschränkte Köpfe, daß er allein den richtigen Weg einschlüge. Verständige Leute konnten schon jetzt leicht ahnen, daß die schmalkal-dischen Bundesgenossen unterliegen würden. Daher schlossen sich auch einige evangelische Fürsten nicht an den Bund an. Dahin gehörte, außer Kurfürst Joachim Ii. von Brandenburg, der 1539 den evangelischen Glauben angenommen hatte, besonders der junge Herzog Moritz v. Sachsen, Johann Friedrichs Vetter. Das Haus Sachsen besteht aus zwei Linien, der ernestinischen und der albertinischen. Jene war damals im Besitze des Kurfürstenthums, dessen Hauptstadt Wittenberg war; diese war die herzogliche und hatte Dresden zur Hauptstadt. Moritz war ein junger trefflicher Mann, in der Blüthe der Jahre. Aus seinen feurigen Augen blitzten Klugheit und Heldenmuth, und daher war es nicht zu verwundern, daß er sich mit seinem schwerfälligen Vetter, der alles besser wissen wollte und doch alles verkehrt anfing, nicht vertragen konnte. Besser stand er mit Philipp von Hessen, dessen Schwiegersohn er war. Aber dennoch hielt er es nicht für gerathen, sich mit ihm zu verbinden; denn er sah wohl ein, daß mit Philipps aufbrausender Hitze eben so wenig, wie mit Friedrichs träger Unentschlossenheit ein sicheres Bündniß zu schließen sei. Nur war zu bedauern, daß Moritz nicht den hohen Sinn besaß, der jeden äußern Vortheil dem, was man als Recht erkannt hat, unterordnet. Er war zwar auch ein frommer, seinem Glauben treu ergebener Fürst; aber Ehrgeiz war seine Schwäche, der er alles aufopferte. Das wußte der Kaiser; darum machte er ihm Hoffnung, ihm den Oberbefehl über ein Heer zu geben, und diese Aussicht bezauberte ihn so, daß er sich sest an ihn anschloß. Wirklich schätzte ihn auch Karl recht hoch; ja Moritz galt als sein Liebling. So standen die Sachen als der Krieg auszubrechen drohte. Da wurde Moritz recht in Verlegenheit gesetzt. Johann Friedrich bat ihn, während seiner Abwesenheit die Beschütznng seines Landes zu übernehmen; denn er wußte nicht, daß Moritz schon mit dem Kaiser verabredet hatte, dem Kurfürsten, sobald er in den Krieg gezogen, ins Land zu fallen. Sollte die ganze Verabredung nicht gleich verrathen werden, so mußte er den erbetenen Schutz ver-

2. Theil 3 - S. 54

1880 - Stuttgart : Heitz
54 Neue Geschichte. 1. Periode. Deutschland. Jugendunterricht von den ersten Elementen bis zu den höchsten Stufen nach einem zusammenhängenden Systeme eingerichtet ward. Bald wußten sie sich aber auch bei den Höfen ausschließlich als Beichtväter und Gewissensberather einzuführen und sich mit be-wnndernswerthem Eifer und Takt auf Politik werfend, beherrschten sie bald als geistliche Beistände und gewandte Staatsmänner alle Cabinette. Sie waren alles, was man von ihnen verlangte und alles mit gleicher Virtuosität; die ganze Weltgeschichte hat kein Beispiel einer ähnlichen, conseqnenten und geistreichen Verfolgung eines einzigen Zieles an die Seite zu setz-eu. Später wurde der Orden (1773) durch Papst Clemens Xiv., einen der aufgeklärtesten Päpste, aufgehoben; aber wirklich meinte dieser auch damit sein Todesurtheil unterzeichnet zu haben, und als er bald darauf starb, glaubte man, daß Jesuiten ihn vergiftet hätten. Pius Vii. erneuerte den Orden 1814, und seitdem hat er mit der ihm eigenen Klugheit, Energie und Ausdauer offenbar und im geheimen große Macht und weit verbreiteten Einfluß wiedergewonnen. 90. Lukas Cranach, Albrecht Dürer und Hans Holbein. Ehe wir in der Geschichte jener Zeit weiter fortfahren, wollen wir bei diesem Kleeblatte berühmter Künstler stehen bleiben. Nicht allein die Wissenschaften hatten damals einen so ungemeinen Fortschritt gemacht, die allgemeine Gähruug der Geister war auch den Künsten förderlich gewesen, und wir sehen zu gleicher Zeit so ausgezeichnete Künstler hervortreten, wie die frühere Zeit sie nicht hatte hervorbringen können. Und diese drei Künstler waren zugleich auch als Menschen ausgezeichnet, ein Umstand, der zwar nicht zu den Ausnahmen gehört, aber doch dem menschlichen Herzen recht wohl thut, wenn man da, wo ein schöpferischer Geist mit kunstgeübter Hand herrliche Werke hervorbrachte, auch zugleich Güte des Herzens und Bildung des Geistes findet. ' Lukas Cranach war 1472 in Cranach, einer kleinen Stadt am Fuße des Fichtelgebirges geboren. Er hieß eigentlich Lukas Sünder, nahm aber, wie damals zuweilen geschah, den Namen seines Geburtsortes an. Sein Vater war Formenschneider und Kartenmaler; von ihm soll er den ersten Unterricht im Zeichnen erhalten haben. Von seinen früheren Lebensschicksalen ist eben so wenig

3. Theil 3 - S. 176

1880 - Stuttgart : Heitz
176 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. den eifrig ergebener Mann. Wie viel ließ sich nicht von diesen beiden Verbindmtgen fürchten, die sich mit so feindlichen und eifersüchtigen Angen ansahen! Wahrlich, es fehlte nur an einem Funken, um den vorräthigen Zunder der Feindschaft zur Kriegsflamme anzufachen. Kaiser Rudolph hatte einen Bruder, Matthias, mit dem er sich nie recht hatte vertragen können. Matthias hatte mit Unwillen gesehen, wie verkehrt sich Rudolph immer benahm, und ihm daher die Regierung von Ungarn, Oestreich und Mähren schon einige Jahre früher abgedrungen. Aber endlich veruneinigte er sich mit ihm gänzlich; denn Rudolph machte Miene, Böhmen und Schlesien, die einzigen Länder, welche ihm Matthias noch gelassen hatte, nicht ihm, sondern einem Better, den er besonders liebte, zu vermachen. Gleich machte sich Matthias nach Böhmen auf, feinem schwachen Bruder zuvorzukommen. Er erklärte diesem, er müsse ihm nun noch auch Böhmen und Schlesien bei seinem Leben abtreten. Rudolph sah sich von allen verlassen. Er mußte wohl einwilligen und erklärte, um der Sache doch einen guten Anstrich zu geben, daß er „aus brüderlicher Liebe" wünsche, daß Matthias zum Könige von Böhmen gekrönt würde, damit nicht nach seinem Tode Unruhen entständen. Nachdem er den verhaßten Vergleich (1611) unterschrieben hatte, zerstampfte er die Feder vor Aerger; denn er behielt nichts als den teeren Kaisertitel, eine kleine Pension und vier unbedeutende Herrschaften. Dann reiste Matthias wieder ab von Prag, ohne seinen unglücklichen Bruder auch nur einmal gesehen zu haben. Kein halbes Jahr daraus (1612) war Rudolph todt; gewiß hatte der Aerger sein Ende beschleunigt. Die Kurfürsten wählten nun Matthias zum Kaiser; aber er hat Mut Freude davon gehabt. Wie konnte es auch anders fein, da er sich durch die schlechte Behandlung seines Bruders so schwer versündigt hatte! Seine achtjährige Regierung (von 1612—19) war eine Kette von Aerger und Sorgen. Das Erste, was ihn sehr bekümmerte, war, daß die östreichischen Stände ganz gehorsamst, aber dringend das Recht begehrten, auch in Städten und Marktflecken ihre Religion zu üben und eben so wie die Katholiken zu Staatsämtern zu gelangen. Matthias war anfangs zum Nachgeben nicht geneigt, und sein Beichtvater, der Cardinal Clesel, ein arger Protestantenfeind, rief ihm immer zu, er möchte sich lieber alle Kirchen gewaltsam entreißen lassen, ehe er ihnen eine gutwillig abträte; aber die Stände erklärten geradezu, sie würden ihm nicht

4. Theil 3 - S. 180

1880 - Stuttgart : Heitz
180 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. warfen sie auch noch den Schreiber Fabricins, ein Werkzeug jener, der sich unter deitt Tische versteckt hatte, hinunter, eine Höhe von 60 Fuß. Aber brachen denn die Leute nicht Hals und Bein? — Sie fielen glücklicherweise auf einem Haufen Gemülle, und wankten mit gelähmten Gliedern nach Hause.*) Die Stände konnten nun wohl denken, daß der Kaiser die eigenmächtige That bestrafen würde. Darum trafen sie schnell Vorkehrungen. Sie besetzten das Schloß mit ständischen Truppen, ernannten 30 Directoren, welche die Regierung führen sollten, nahmen alle Beamte in Eid und Pflicht und die Einkünfte in Beschlag; dann schrieben sie an den Kaiser und suchten ihr Verfahren bestmöglichst zu entschuldigen, aber zugleich warben sie Truppen und forderten die Schlesier, Mährer, Lausitzer, Oestreicher und Ungern auf, mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen. Den Erzbischof von Prag, dön Abt von Braunau, viele andere Prälaten und die Jesuiten jagten sie aus dem Lande. Der Kaiser erschrak, und da er damals kränklich und überhaupt furchtsam war, so wollte er auf des Cardinals Clesel Rath lieber mit den Böhmen unterhandeln, als Gewalt brauchen. Aber dagegen setzte sich sein Vetter Ferdinand. „Gott selbst," sagte dieser, „hat die Böhmen mit Blindheit geschlagen, daß sie durch diese erschreckliche That zeigten, daß * ihr Betragen nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel sei. Demnach halte ich dafür, daß nichts übrig bleibe, als zu den Waffen zu greifen." 2. Der unglückliche Kurfürst von der Pfalz, Friedrich V. Noch kein Jahr nach jener That auf dem Schlosse in Prag starb Kaiser Matthias (1619) und fand im Grabe die Ruhe, die er auf dem Throne nicht gefunden hatte. Er starb zu rechter Zeit, um noch größeren Uebeln zu entgehen; denn der Krieg hatte wirklich schon begonnen. Graf Thnrn schlug zwei kaiserliche Heere (Dampierre und Bouquoi), die nach Böhmen einrückten, zurück und siel in Mähren und Oestreich ein; allenthalben nahm ihn das Volk mit Freuden aus und erhob sich gegen den Kaiser; ja, Thurn drang bis Wien vor, wo sich Ferdinand befand, und belagerte es. Wirklich war Ferdinand in der mißlichsten Lage. Ueberall offene Empörung oder heimliches Mißvergnügen. Schon pfiffen die Kugeln der Böhmen durch sein Schloß, und, um seine Verlegenheit voll- *) Das Zimmer des Prager Schlosses, in welchem dies geschah, ist bis heute ganz so gelassen, wie es damals war.

5. Theil 3 - S. 264

1880 - Stuttgart : Heitz
264 Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Eugen war betritt glücklicher, daß er sich fast ohne Unterbrechung in der Gunst seiner Monarchen erhielt und von Allen hochgeschätzt würde. Er starb 1736. 104. Leopold I., 1657—1705. — Joseph I., 1705—1711. — Karl Vi., 1711—1740. Wir haben oben beim breißigjährigen Kriege gesehen, daß Ferbinanb Ii. 1637 gestorben war. Sein Sohn Ferbinanb Iii., ein wackerer und nicht so nnbnlbsattter Mann wie sein Vater, war biesem gefolgt. Das wichtigste Ereigniß unter seiner Regierung war der westphälische Friebe, von dem wir bereits gesprochen haben. Ihm folgte (1657) sein Sohn Leopolb I., ein stolzer und träger Herr, dem die Ruhe über alles ging; und boch stttb wenige Regierungen so unruhevoll gewesen als die seinige: balb mußte er mit bett Franzosen, balb mit bett mächtig ottbringettben Türken Krieg führen. Er selbst aber nahm keinen großen Theil baran und überließ die Sorge lieber seinen Günstlingen. Wenn sonst ein Kaiser mit bett deutschen Fürsten etwas zu besprechen hatte, so berief er einen Reichstag. Das geschah auch unter Leopolb 1663, welcher sie nach Regensburg berief, um sie zu bewegen, ein Heer gegen bte Türken aufzustellen. Aber sie kamen nicht selbst, sonbern schickten Gesanbte, und ba so viel zu berathschlagen war und der Stoff sich immer mehr häufte, so würde enblich beschlossen, daß von nun an ein fortbauernber Reichstag in Regensburg fein sollte. So ist es auch bis zum Jahre 1806, wo das beutj'che Reich ausgelöst würde, geblieben. Daß der länbersüchtige Ludwig Xiv. mehrere Kriege mit seinen Nachbarn, also zum Theil auch mit Dentschlanb, angefangen habe, ist schon erzählt worben. Immer kamen die Deutschen babei zu kurz, theils weil es an der gehörigen Einigkeit und dem gegenseitigen Vertrauen fehlte, theils weil sie sich bte Franzosen jeberzeit zuvorkommen ließen; benn währenb die Deutschen noch in Regensburg überlegten, hatten die Franzosen bereits gehanbelt . Dringenber war für Leopolb selbst uttb seine Erblänber der wilbe Anbrang der Türken. Mehrmals waren sie schon in Ungarn zurückgeschlagen worben, als sie 1683 ihren Anfall mit größerer Kraft als vorher erneuerten und bis Wien vorbrangen. Die un-zufriebenen Ungern unter Gras Emmerich von Tökeli schlugen sich zu ihnen, Leopolb mußte eilig feine Resibenz verlassen, und

6. Theil 3 - S. 128

1880 - Stuttgart : Heitz
128 Neue Geschichte. 1. Periode. England. mußte. Sein Verbrechen lag zu sehr am Tage, als daß er diesmal der Verurtheilung entgehen konnte; alle Richter sprachen das Todesurtheil über ihn aus. Und Elisabeth? — Ihr Zustand war diesmal wirklich bemitleidenswerth. Lange wurde sie von der größten Unentschlossenheit umhergeworfen; in ihrer Seele kämpften unaufhörlich Haß und Liebe, gekränkter Stolz und Mitleid, die Pflicht, ein solches Verbrechen streng zu ahnden, und der Wunsch ihren Liebling nicht ganz sinken zu lassen. Bald unterzeichnete sie den Befehl zur Hinrichtung, bald widerrief sie ihn. Wenn er sie nur wenigstens um Gnade bäte, meinte sie, so würde sie ihm wohl vergeben. Immer noch hoffte sie darauf; aber da keine demüthige Unterwerfung erfolgte, willigte sie endlich, in einem Anfalle von Erbitterung, in die Hinrichtung. Sie ging 1601 im Tower vor sich. Essex, erst 34 Jahre alt, starb mit tiefer Reue und mit dem Bekenntniß seine Strafe verdient zu haben. Von dieser Zeit an verfiel die Königin in tiefe Schwermuth, obgleich sie die Gewohnheiten ihrer Lebensweise nicht unterbrach. Zwei Jahre darauf aber traten auch körperliche Leiden zu ihrer trüben Stimmung hinzu und beschleunigten ihren Tod. Eine, jedoch unverbürgte Sage giebt als Ursache desselben eine traurige Entdeckung an, die ihr in Betreff des unglücklichen Essex gemacht worden war. In den Zeiten der höchsten Gunst hatte Essex der Königin einst sein Bedauern geäußert, daß die Gunst der Großen so unbeständig sei. Gerührt schenkte sie ihm damals einen Ring, mit dem Beifügen: er möchte auch noch so sehr in Ungnade fallen, so würde sie doch, sobald er ihr diesen Ring sendete, allen Groll , fahren lassen und ihm wieder Gehör geben. Sorgfältig hatte Gssex dieses wichtige Kleinod verwahrt und sich seiner in den mannigfachen Verlegenheiten seines Hoflebens nicht bedient, ihn immer für die äußerste Noth aufsparend. Als er aber zum Tode verurtheilt war und auch die letzte Hoffnung sank, nahm er zu ihm seine Zuflucht. Er überreichte ihn der Gräfin Nottingham (sprich Nattingäm), und bat sie, ihn der Königin einzuhändigen. Unglücklicherweise war der Gemahl der Gräfin ein Todfeind des Essex; er beredete sie daher, den Ring nicht abzugeben, und so erhielt Elisabeth keine Nachricht davon, wie sehnlichst Essex auf das Wort der Gnade harrte. Erst als zwei Jahre darauf die Gräfin auf dem Sterbebette lag und von ihrem Gewissen beunruhigt wurde, ließ sie die Königin um einen Besuch bitten, eröffnete ihr das Geheimniß und bat sie mit Thränen um Ver-

7. Theil 3 - S. 378

1880 - Stuttgart : Heitz
378 Neue Geschichte. 3. Periode. Oestreich. hatte, die sie besaß. Sie hatte das Unglück, ihn schon 1765, nach einer nennnndzwanzigjährigen musterhaften Ehe, zu verlieren, und war so betrübt, daß nur die Aussicht auf eine einstige Wiedervereinigung sie aufzurichten vermochte. Gleich darauf nahm sie ihren ältesten Sohn, Joseph, zum Mitregenten an, behielt sich aber die Oberherrschaft vor und übergab ihm nur einige Zweige der Regierung. Von allen wichtigen Geschäften unterrichtete sie sich selbst und war überhaupt ausnehmend thätig. Bis in ihre letzten Jahre stand sie im Sommer jeden Morgen um 5 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf1 und ging, sobald sie ihre Andacht verrichtet hatte, an ihre Geschäfte, welchen sie fast den ganzen Tag widmete. „Wenn," sagte sie in einem ihrer letzten Augenblicke, „während meiner Regierung einige tadelnswerthe Dinge begangen sind, so ist es wider meinen Willen geschehen; ich habe immer das Gute gewollt." Ohne Noth fing sie keinen Krieg an. Zu dem Erbfolgekrieg wurde sie durch die Angriffe ihrer Feinde genöthigt. Der Verlust von Schlesien im Frieden von Breslau schmerzte sie tief, und sie konnte seitdem keinen Schlesier ohne Thränen ansehen. Daher ist ihr sehr zu verzeihen, daß sie sich zu dem siebenjährigen Kriege hinreißen ließ. An der Theilung Polens nahm sie nur mit Widerwillen Theil, weil ihr Sohn Joseph darauf bestand. Als Kaunitz und Joseph in sie drangen, schrieb sie an jenen folgenden Brief: „Als alle meine Länder angefochten wurden, und gar nit mehr wußte, wo ruhig hingehen sollte, steiffete ich mich auf mein gutes Recht und den Beystand Gottes. Aber in dieser Sach, wo nit allein das offenbare Recht himmelschreiend wider Uns, sondern auch alle Billigkeit und die gesunde Vernunft wider Uns ist, mueß bekhennen, daß zeitlebens nit so beängstigt mich befunten, und mich sehen zu lassen schäme. Bedenkh der Fürst, waß wir aller Welt für ein Exempel geben, wenn wir um ein ellendes stuck von Pohlen oder von der Moldau und Walachey unser ehr und reputattion in schanz schlagen. Ich merkh woll, daß ich allein bin und nit mehr en vigueur; darum lasse ich die Sachen, jedoch nit ohne meinen größten Gram, ihren Weg gehen." (Kaunitz, geboren 1711 in Wien, starb 1794.) Sie verstand es, edle Hoheit mit Milde und Gutmüthigkeit zu verbinden. Es war ihr eine Sache des Herzens, frohe und glückliche Menschen um sich zu sehen. Die Abgaben milderte sie so viel als möglich, schaffte die Tortur ab und suchte besonders die Lage des Landmanns zu verbessern. Gegen die Armen war sie überaus mildthätig und wendete jährlich bedeutende

8. Theil 3 - S. 244

1880 - Stuttgart : Heitz
244 Neue Geschichte. 2. Periode. Frankreich. Mazarin [gest. 1661].*) Der König nahm diesen auch an, starb aber bald darauf (1643). Der neue König, Ludwig Xiv. (1643—1715), stand erst im fünften Jahre. Zur Regentin wurde daher seine Mutter, Anna von Oestreich, eine Spanierin, erklärt; im Grunde aber leitete Mazarin alles. Die Folge davon waren Parteien, in die sich die Großen des Reichs theilten, und da die Franzosen überhaupt zu Ränken geneigt sind, so fehlte es während der ganzen Minderjährigkeit des Königs nicht daran. Mit 14 Jahren wurde er mündig! Aber was ließ sich von einem so jungen Monarchen erwarten? Die Unruhen wurden immer ärger (Unruhen der Fronde). Zuletzt brach ein förmlicher Krieg aus, wobei einige Große es mit dem Minister hielten, andere (Prinz von Conde) ihn wüthend bekämpften. Selbst in den Straßen von Paris wurde einmal eine Schlacht geliefert und Bürgerblut vergossen (1652). Aber der Cardinal blieb Sieger und sein feierlicher Einzug in Paris bewies, daß das absolute Königthum mit Hülfe der Militärgewalt gesiegt hatte. *) Richelieu war wie ein zweiter König im Lande — urtheilt Ranke. Schon beim Jahre 1629 schildert man ihn, wie eine sollicitirende und diensteifrige Menge sein Haus erfüllt, die Thüren seiner Gemächer belagert; wie sie ihn ferner, wenn er etwa in seiner Sänfte herumgetragen wird, mit Ehrfurcht begrüßt, der eine niederkniet, der andere ihm eine Bittschrift überreicht, ein dritter sein Kleid zu küssen sucht; jeder preist sich glücklich, der sich eines 'gnädigen Blickes von ihm rühmen kann. Denn die Summe der Geschäfte lag schon damals in seinen Händen. Er hatte sich die höchsten Würden, deren ein Unterthan fähig ist, übertragen lassen; aber noch höher stellte ihn, daß er damit den Purpur der Cardinäle verband; der vornehmste Prinz von Gehurt, Conde, ließ ihm den Vorrang. Seitdem war er nun noch um vieles mächtiger und vor allem furchtbarer geworden. In tiefer Zurückgezogenheit lebte er in Rues, in einem von den Nordwinden einigermaßen geschützten Park, wo man mitten in dem revolutionären Ruin doch noch einige Spuren kunstfertiger Menschenhände bemerkt, einige Reste der Wasserkünste, die aus Italien zuerst hierher verpflanzt worden sein sollen. Wenig zugänglich — die fremden Gesandten mußten etwas Wesentliches vorzutragen haben, wenn sie ihn sprechen wollten —, war er der eigentliche Mittelpunkt der Staatsgeschäfte. Der König kam oft von St. Germain zum Staatsrath herüber. Fuhr Richelieu selbst hinüber, so war er von einer Leibwache umgeben, welche auf seinen Namen verpflichtet und von ihm besoldet war; denn auch in dem Hause des Königs wollte er nichts von seinen Feinden zu fürchten haben; eine ganze Anzahl junger Edelleute aus den vornehmsten Häusern, die sich ihm angeschlossen, verfahen den persönlichen Dienst bei ihm; er hatte eine Schule für sie errichtet. In Paris besaß er den kleinen Luxembourg und baute das Palais royal, was damals in großen Schriftzügen die Aufschrift „Palais Cardinal" trug, fo wie das Palais Richelieu.

9. Theil 3 - S. 246

1880 - Stuttgart : Heitz
246 Neue Geschichie. 2. Periode. Frankreich. geglänzt haben. Solches Lob fiel bei ihm auf keinen unfruchtbaren Boden. Er wurde endlich davon so eingenommen, daß er sich wirklich für einen ganz ausgezeichneten Menschen und für besser und mächtiger als alle übrige Könige Europas hielt. Die Schmeichler pflegte er königlich zu belohnen; natürlich wurde ihre Zahl immer größer und zugleich bekam sein Stolz immer neue Nahrung. Wurde einmal einem seiner Gesandten im Auslande nicht so viel Ehrerbietung erwiesen, wie er verlangte, so war er höchst ungehalten, drohte mit Krieg und ruhte nicht eher, bis man sich vor ihm gedemüthigt hatte. Zugleich war Ludwig sehr ländersüchtig. Außerdem, daß er am dreißigjährigen Kriege Antheil nahm, hat er noch vier blutige Kriege geführt, in denen sich vor andern die Marschälle Sonde und Turenne auszeichneten, bald mit den Spaniern, bald mit den Niederländern, bald mit den Deutschen, und keinen Frieden schloß er, ohne daß ihm nicht ein Land abgetreten werden mußte. Selbst die Menge seiner Feinde machte ihn nie verlegen; denn er besaß eine besondere Kunst, dieselben unter sich zu veruneinigen, und zuletzt schloß er mit ihnen einzeln Frieden. Der, welcher bis zuletzt wartete, sich mit ihm zu vertragen, kam immer am schlimmsten weg; denn er mußte sich jede Bedingung gefallen lassen. In diesen Kriegen wurde nun kein Me^ischenblut geschont, und war schon der König gegen Menschenglück und Elend ziemlich gleichgültig, so waren es die meisten seiner Minister und Generale noch mehr. Nur ein Beispiel davon mag hier stehen, weil es unser deutsches Vaterland betraf. Im Jahre 1689 wurde ein neuer Feldzug zwischen den Deutschen und Franzosen eröffnet, dessen Veranlassung recht kleinlich und unbedeutend war. König Lugwig ließ sich nämlich im großen Park von Versailles ein Schloß bauen, Klein-Trianon. Einst kam er heraus, um nach dem Bau zu sehen, und da er gerade übler Laune war, so schalt er seinen Kriegsminister Lonvois, der zugleich die Aufsicht über^den Bau führte, heftig aus, weil ihm ein Fenster nicht ebenmäßig genug erschien. Lonvois, ärgerlich über den Schimpf, wandte sich nachher zu einem Vertrauten und sprach: „Ich sehe wohl, es ist Zeit, daß wir dem Könige wieder außerhalb zu thun geben, damit er sich nicht um jeden Ziegelstein bekümmere." Nun gab er sich Mühe, den König zu einem Kriege, zu bereden, und das gelang ihm auch. Um zu verhindern, daß die Deutschen durch den Elsaß in Frankreich einfielen, befahl er, daß die ganze Gegend, die man damals die Nieder-

10. Theil 3 - S. 328

1880 - Stuttgart : Heitz
328 Neue Geschichte. 3. Periode. Preußen. ohne daß einer den andern anzugreifen wagte.*) So lag man zwei Monate; da riß dem Könige die Geduld und er brach mit einem Theile seines Heeres auf, um auf einem andern Schauplatze aufzutreten. 2. Schlacht bei Roßbach (5. November 1757). Während sich Friedrich bei Prag und Kollin mit den Oestreich ent herumgeschlagen hatte, waren die Russen verheerend in Preußen eingebrochen und die Franzosen vom Rheine her bis nach Sachsen bereits vorgedrungen. Dem konnte Friedrich unmöglich ruhig zusehen. Er ließ den Herzog von Bevern bei Görlitz mit- einem Theile des Heeres zurück; mit dem andern marschirte er schnell nach Sachsen, die Fortschritte der Franzosen aufzuhalten. Mit diesen hatten sich noch die deutschen Reichstruppen vereinigt, eine rechte Musterkarte von verschiedenen Soldaten. Sie waren aus den Beiträgen der einzelnen deutschen Fürsten zusammengesetzt und da mancher nur einige Mann zu stellen hatte, so gab es Regimenter, die aus 10 bis 12 verschiedenen (Kontingenten bestanden, von denen jedes andere Waffen und andere Uniform trug. Gleich das erste Zusammentreffen mit den Franzosen war für die Preußen sehr ehrenvoll. Ein Prinz von Sonbise, ein weichlicher, einfältiger General, hatte sich mit 8000 Franzosen in Gotha eingelegt, um sich dort recht zu pflegen. Die Herzogin von Gotha aber, eine große Verehrerin Friedrichs, ließ diesen aussorden, **) die sorglosen Franzosen zu überfallen. Der König schickte seinen General Seyd-litz mit 1500 Reitern hin. Sonbise ahnte davon nichts und hatte sich gerade ein köstliches Mittagessen ans dem Schlosse bereiten lassen. Eben setzte er sich mit seinen Offizieren zur Tafel ; schon wurden die dampfenden Pasteten aufgetragen — da erschollen die Trompeten der preußischen Dragoner. Wie fuhren die Franzosen von ihren Stühlen auf! Flugs warfen sie sich auf die Pferde und jagten mit verhängtem Zügel zum Thore hinaus. Seydlitz schickte *) Auf diesem Rückzüge wurde Friedrichs ältester Bruder, August Wi.lhelm, von den Oestreichern scharf gedrängt, indem er sich mit einem Theil des preußischen Heeres über Zittau zurückzog. Der König war mit den von seinem Bruder genommenen Maßregeln unzufrieden, überhäufte ihn im Lager von Bautzen unverdienterweise mit heftigen Vorwürfen und wies ihn fort. Der Prinz begab sich hinweg, und grämte sich über die Ungnade des Königs so, daß er ein Jahr später todt war. **) Es geschah dies durch einen treuen Bauer, der das Zettelchen der Herzogin in seinen hohlen Backenzahn steckte und so damit sicher ins preußische Lager gelangte.
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